Münchener Missionstage 2019

01.-03.02.2019 kath. Landvolkshochschule Petersberg

„Walking Side by Side – Kwenda pamoja – Gemeinsam unterwegs“

Schon seit dem 19.Jhdt. bestehen partnerschaftliche Beziehungen der ev.luth. Landeskirche in Bayern zu Tansania, die durch missionarische Arbeit entstanden sind. Seit 1962 engagiert die ELKB sich in Tansania in einer Kirchenpartnerschaft mit der ELCT - seitdem sind viele Partnerschaften zwischen Gemeinden hier und dort entstanden. Inzwischen ist das Bedürfnis gewachsen, die bisherige Arbeit auf den Prüfstand zu stellen und sich Gedanken zu machen, wie sie in Zukunft gestaltet werden kann. Die Münchner Missionstage boten dazu den guten Rahmen.

Zwei Bibeltexte (Röm. 12, 3-18 „Ein Leib viele Glieder“ und Lukas 24, 1-12, Geschichte der Jünger von Emmaus) und die kreative Arbeit mit ihnen führten in unser Thema ein.

Es folgte eine Bestandsaufnahme der Beziehungen heute:

  • Was fließt von uns zu unseren Partnern? (Container – Besuche – Spenden – Geld)
  • Was fließt von unseren Partnern zu uns? (Besucher – WhatsApp-Nachrichten – Fürbitten und Gebete)
  • Jesus spricht „Alles, was ihr euren Partnern tun wollt, sollen sie auch für euch tun“ – wir wünschen uns Interesse für unsere Belange und wirklichen Austausch

Das Kernstück der Missionstage war der Vortrag von Kirchenrat Hans- Martin Gloel (Ökumenereferat im Landeskirchenamt) zum Thema: „Die Bayerische Landeskirche als weltweiter Partner in Gottes Mission“.
Die „Kirche als ältestes globales Unternehmen mit dem bekanntesten Logo“ unterhält weltweit Beziehungen zu lutherischen Kirchen. Teilweise sind das Partnerkirchen – z.B. in Tansania –, teilweise Hilfsprojekte und Kampagnen, die unterstützt werden – exemplarisch, aber nicht allumfassend, wie Kirchenrat Gloel betonte. Die Betreuung dieser Außenbeziehungen, zu denen inzwischen auch Ökumene und Interreligiöser Dialog gehören, obliegt Mission Eine Welt (gegr. 2007). Die Konzeption der Außenbeziehungen wurde angesichts der großen politischen und globalen Veränderungen 2018 überarbeitet (zugänglich 2019). Das bisherige Motto „Partnerschaft auf Augenhöhe“ wurde ersetzt durch „Walking side by side“, die Partnerschaft wird als Communio verstanden, die Gemeinschaft der Glaubenden. Wichtige Themen sind:

  • Mission und Interreligiöser Dialog – „Nur wer fest steht, kann andere stehen lassen“
  • Gerechtigkeit – kirchlicher Entwicklungsdienst als Ressource (Entwicklung ist Befreiung, nicht nur im wirtschaftlichen Bereich), Rolle der Kirchen als Partner der Politik – z.B. bei der Bekämpfung von Fluchtursachen
  • Gemeinde in Kirche und Gesellschaft, Beispiel: Mission in Tansania und Deutschland
  • Ökumene in Einheit und Vielfalt

Diskutiert wurde in diesem Zusammenhang darüber, wo Kirche politischen Einfluss hat und wie Hilfe ohne Geld gestaltet werden kann.

In einem weiteren Schritt wurde die ostafrikanische Sicht auf die Partnerschaft dargestellt von Margret und William Obaga aus Kenia, Yusuph Mbago, Juliana Kilagawa und Weston Mhema ( alle aus Tansania):

Wir sind zusammen auf dem Weg, wichtig ist, dass wir uns kennen lernen: Geschwisterlichkeit = die gleiche Familie haben = Verantwortung füreinander zu übernehmen = Partnerschaft = Zusammenhalt in einer Gemeinschaft.

Was verbindet uns?

Austausch unter dem Kreuz Christi, Gemeinschaft im Abendmahl, voneinander lernen, sich austauschen – Geld steht nicht im Mittelpunkt. Ziel ist eine „Kirche in Bewegung“

Herausforderungen einer Kirchenpartnerschaft:
Die tansanische Kirche steht wegen der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Veränderungen im Lande vor großen Herausforderungen, sie ist auf Hilfe angewiesen. Über diese Hilfe muss eine Wechselwirkung entstehen, was gute Kommunikation voraussetzt und gegenseitiges Verständnis – hier braucht es im übertragenen Sinne Dolmetscher!

Was kann uns im nicht einfachen Prozess einer Partnerschaft stärken?

  • gegenseitige Besuche
  • gemeinsame Ziele (schriftlich festgehalten)
  • Diskussionen über unseren Glauben und unsere Lebensverhältnisse
  • Miteinander lernen über Austausch und transparente Kommunikation
  • Evaluation
  • v.a. junge Leute müssen eingebunden werden

Abhängigkeiten müssen abgebaut werden, eine Partnerschaft, die nur auf Geld basiert, schafft Abhängigkeit - eine Partnerschaft, die gemeinsam Gottesdienste feiert, hat ein gutes Fundament, ist eine Gemeinschaft in Liebe, in der zwei zusammen wandern. In einer Podiumsdiskussion mit Margret Oabaga, Manfred Kurth und Hans-Martin Gloel nahmen die Diskutanten eine Einschätzung der bisherigen Gedanken vor mit folgendem Fazit: Fundament der Partnerschaft sind Liebe und Verbundenheit, wir sind zusammen unterwegs. Schwierig ist, dass in unseren deutschen Gemeinden das Interesse an der Partnerschaft nicht immer sehr groß ist, in Tansania sind alte Hierarchien noch immer lebendig und behindern die Beteiligung von jungen Leuten und Frauen.

Zum Thema Geld stellten die Diskutanten fest, dass Geld eine Frucht der Partnerschaft ist, Spenden zu sammeln und Container zu packen weckt Interesse an Projekten – ein Bogen zur Partnerschaft lässt sich so aber nur schwer schlagen!

Wir „Partnerschaftsaktivisten“ müssen aktiver werden und die Kirche als Marktplatz für Ideen und Informationen begreifen – das fördert das Lernen mit- und voneinander, wodurch interkulturelle Kompetenzen gefördert werden.

Einen besonderen Platz nimmt das Thema „Eine Welt“ ein, die Dringlichkeit, unsere Lebensräume zu schützen in dem Bewusstsein der gemeinsamen Verantwortung aller Christen für die Eine Welt – hierfür ist die Vernetzung von Umwelt und Partnerschaft unabdingbar. Im nächsten Schritt unter dem Motto „Gemeinsam kann es klappen“ machten wir uns Gedanken zu

  • Eigenwahrnehmung („Das ist typisch für uns“)
  • Fremdwahrnehmung ( „Das ist typisch für unsere Partner“)
  • vermuteter Fremdwahrnehmung („Das halten unsere Partner an uns für typisch“)

Hier ging es um typische Denk- und Verhaltensweisen, um die Einschätzung der Rolle, die wir in Deutschland und Tansania in der Partnerschaft spielen, wo unsere starken, aber auch unsere schwachen Seiten liegen usw. Interessant die Gedanken zur vermuteten Fremdwahrnehmung – natürlich ebenfalls durch unsere Kultur geprägt.

Zusammengefasst sieht unser (gemeinsames) Bild von Partnerschaft so aus:

  • in der weltweiten Kirche verbindet uns der Geist Gottes – wir begegnen uns als Freunde
  • in der weltweiten Kirche sind wir eine Lern- und Weggemeinschaft
  • in der weltweiten Kirche streben wir gemeinsam nach einer lebenswerten Welt

Im letzten Schritt überlegten wir in Kleingruppen, was nach unseren Diskussionen neu ist, was wir umsetzen möchten, was aus der bisherigen Arbeit beibehalten werden soll.

Neu ist:

  • der Fokus auf Begegnung und Spiritualität , z.B. gemeinsame Gedanken in Gottesdiensten zur gleichen Zeit verfolgen – das setzt eine gut funktionierende Kommunikation voraus;
  • Geld sollte nicht die Basis sein, bleibt aber wichtig (Spenden sammeln ist einfacher als gedanklicher Austausch!);
  • Austausch bedeutet auch Perspektivwechsel; der Aspekt der weltweiten Kirche steht über allem, was wir in unseren Partnerschaften tun

Was möchten wir umsetzen:

  • Gemeinsame Ideen umsetzen für Gottesdienste, v.a. in den Partnerschaftsgottesdiensten, Segenswünsche hin- und herschicken
  • unsere Begeisterungsfähigkeit ist gefragt, um Interesse in den eigenen Gemeinden zu wecken und junge Leute für die Mitarbeit zu motivieren
  • Kommunikation ist wichtig (Pfarrer Mbago), ebenso persönliche Kontakte
  • Unsere Arbeit bekannt machen, z.B. bei den Konfirmanden, evtl. auch in den Kindergärten
  • Eine Pinnwand in der Kirche einrichten, an denen unsere gemeinsamen Fürbitten gesammelt werden, so dass jeder Gottesdienstbesucher sie nachlesen kann
  • Talking and Sharing

Was möchten wir beibehalten:

  • Besuche, nützliche Dinge schicken (immer unter dem Aspekt: sind Container sinnvoll?)
  • Direkte Hilfe (auf Anfrage)

Zusammenfassen lassen sich unsere Ideen und Diskussionsergebnisse sehr gut in den „Elfchen“ (11 Wörter), die in der Bibelarbeit zum Paulusbrief an die Römer und zum Lukasevangelium (s.o.) entstanden sind:

Miteinander
Gemeinsam unterwegs
Jesus ist dabei
Unsere Augen öffnen sich
Verstehen
Zusammenleben
Alle gemeinsam
Nicht immer leicht
Aber wir bleiben dran
Geduldig

Ulla Wolf, Michaelskirchengemeinde Ottobrunn