2023 München-Süd Gäste Interessantes aus Tansanania und Deutschland

Was wir Interessantes aus Tansania hörten

Aktuelle Probleme

Die Dürre im letzten Jahr und der Ukrainekrieg führten zu hohen Preissteigerungen. Unter anderem hat sich der Preis für Benzin verdoppelt. Der Liter kostet 3.050 TSh. Das ist etwa so viel wie bei uns. Reis kostete zeitweise doppelt so viel wie üblich. Daher konnten sich viele Familien das Schulgeld kaum mehr leisten.

Ausbildung und Arbeit eines Pfarrers und eines Evangelisten in Tansania

Die Verantwortlichen der Gemeinde aber auch der Diözese suchen nach geeigneten Kandidaten für das Theologiestudium.
Diese werden dann an eine von der Diözese ausgewählten Uni geschickt. Die Kosten für die Ausbildung übernimmt die Diözese.
Universitäten sind unter anderem Kidugala (Diplom), Iringa (Bachelor) und Makumira (Master).
Die Ausbildung dauert 3-4 Jahre.
Die Pfarrer bleiben etwa 5 Jahre in einer Gemeinde soweit sie nicht woanders dringender gebraucht werden. Den Einsatzort bestimmt die Kirchenleitung.
Das Gehalt eines Pfarrers ist niedrig. Nach einem Studium in Kidugala beträgt es etwa 120.000 TSh (etwa 60 €) im Monat. Vor allem in Stadtgemeinden sammelt die Gemeinde zusätzliches Geld für ihren Pfarrer.

Ein Evangelist betreut eine Predigtstation (Preaching Point) mit etwa 20-50 Christen. Er ist zuständig für Seelsorge und Gottesdienste, Konfirmanden- und Schulunterricht und Beerdigungen. Die Sakramentsverwaltung (Abendmahl, Taufe usw.) und Hochzeiten verbleiben beim Pfarrer der Gemeinde.
Das Gehalt reicht nicht für den Lebensunterhalt aus, Evangelisten (wie auch Pfarrer) sind auf eine Nebentätigkeit (z.B. in der Landwirtschaft) angewiesen.
Die Ausbildung dauert 4 Jahre (drei Jahre Studium und ein Jahr Praxis). Der Einsatzort wird dann von der Diözese vorgegeben.

Landwirtschaft

Regenzeit ist von November bis April. Die Aussaat wird in Njombe kurz vor dem Regen und in Kidugala mit Beginn des Regens (damit die Termiten das Saatgut nicht wegfressen) ausgebracht.
Geerntet wird unterschiedlich: Bohnen im März und April, Kartoffeln im Mai und Mais von Juni bis August.
Mais kann an eine staatliche Genossenschaft in den Dörfern verkauft werden, der aktuelle Preis beträgt 550 TSh pro kg. Auf dem Markt lassen sich 800 TSh erzielen, aber dazu muss man erst mal den Mais dorthin bringen und dort verkaufen.
Beregnung gibt es vereinzelt, dazu wird ein Wassersprüher aufgestellt und mit Flusswasser versorgt. Von Hand muss er dann immer ein Stück weiter verstellt werden. Bewässerung im größeren Stil kennt man allenfalls von Teeplantagen.
Mit Avocado lassen derzeit hohe Gewinne erwirtschaften. Pro Frucht lassen sich je nach Größe und Qualität 100 - 500 TSh (4 - 18 Cent) erzielen. Anders als von uns befürchtet, brauchen die Bäume nur in den ersten Jahren Bewässerung bis sie etwas größer geworden sind.

Gesundheitswesen

Frau Maria Lupenza ist Ärztin und arbeitete im lokalen Gesundheitsamt. Von ihr hörten wir über das Gesundheitswesen:

  • Die meisten Dörfer haben eine Krankenstation, z.B. Imalinyi. Bei Bedarf können Patienten von dort ins Krankenhaus gebracht werden.
  • Unterschieden werden Krankenstationen auf den Dörfern, etwas größere Health Center (z.B. in Kidugala) und als höchste Stufe die Krankenhäuser.
  • Traditionelle Medizin hat in Tansania eine lange Tradition. Rund 60% der Patienten gehen (auch aus Kostengründen) zunächst zum traditionellen Heiler. Deren Heilmethoden unter anderem mit ausgewählten Heilpflanzen sind seit Jahrhunderten bewährt. Das zeigte sich auch wieder bei Corona.
  • Deshalb sind traditionelle Heiler ins staatliche Gesundheitswesen eingebunden. Die Heiler werden von staatlichen Ärzten unterstützt und beraten, wie z.B. von unserem Gast Frau Lupenza. Das sichert eine gute Qualität. Auch einige Krankenhäuser haben Betten für traditionelle Heiler.

Sozialhilfe in Tansania

In der Regel helfen die Familie oder die Nachbarn. Wo diese Hilfe aber nicht greift, kann die tansanische Sozialhilfe, die TASAF (Tanzanian Social Action Fund) Beistand geben.

Schulwesen für behinderte Kinder

Frau Hilda Chaula, war bis zum Ruhestand in der Ausbildung von Lehrern für Behinderte tätig. Es ist beeindruckend zu hören, wie stark der tansanische Staat die Schulbildung von Menschen mit Handicap fördert, auch wenn dies noch nicht flächendeckend möglich ist. Die Klassen sind spürbar kleiner (je nach Behinderung 2 bis 10 Schüler pro Lehrer statt wie sonst an den Grundschulen 45). Bei autistischen Schülern (gibt es auch in Tansania) ist sogar Einzelunterricht möglich, um Aggres¬sionen zu vermeiden. Es wird gezielt je nach Behinderung unterrichtet, Blinde z.B. lernen die Braille-Schrift, Gehörlose die Gebärdensprache, bei geistig Behinderten stehen Bastelarbeiten im Vordergrund.
Schwierig ist der Besuch einer weiterführenden Schule, weil hier eine individuelle in der Regel nicht geboten werden kann.

Moderne Zeiten (zumindest in der Stadt)

Unsere Gäste haben alle Stromanschluss und Wasser am Haus, sie besitzen einen Fernseher und kochen mit Gas. Maria hat sogar ein eigens Laptop. Smartphone hat fast jeder in Tansania, kommuniziert wird viel über WhatsApp. Zumindest unsere Gäste haben alle auch eine eigene E-Mail-Adresse.
In Njombe gibt es (neben dem großen Busbahnhof und der mehrstöckigen Markthalle) auch etliche Hotels, diese haben sogar Swimming-Pools und solarbetriebene Straßenlampen an den Hauptstraßen.
Parken in der Stadt kostet 1.000 TSh pro Tag. Parkwächter gehen herum und verkaufen elektronische Tickets.
Aber es wird auch hart gearbeitet: Spätestens um 5 wird aufgestanden, und erst gegen 23 Uhr geht es ins Bett.

Was die Gäste bei uns beeindruckte

Bei verschiedenen Gesprächen z.B. beim Rückblick auf die gemeinsamen 3 Wochen haben wir gehört, was den Gästen besonders aufgefallen ist und sie beeindruckt hat:

  • Wir bieten offene Türen auch für Menschen anderer Länder und Religionen, z.B. beim Kochen im Westend, wo alle Menschen im Stadtviertel eingeladen sind, oder beim Kirchenasyl, wo wir uns nicht nur um Christen annehmen.
  • Wir geben in unseren Kirchenräumen auch anderen Konfessionen Raum selbst für deren Gottesdienste, z.B. in Philippus für eine methodistische Gemeinde.
  • Wir haben im Team die gute, hierarchiefreie Zusammenarbeit zwischen Haupt- und Ehrenamtlichen gezeigt.
  • Die Kirche engagiert sich sehr für Diakonie, z.B. mit Räumlichkeiten für die Münchner Tafel oder beim Kirchenasyl.
  • In Deutschland haben viel Bewusstsein für unsere Geschichte. Da gibt es Erinnerungstafeln an manchen Häusern in der Innenstadt, da wird unserer Könige mit prunkvollen Särgen in der Krypta gedacht.
  • Unsere andere Einstellung zur Homosexualität haben die Gäste gesehen und akzeptiert.
  • Wir haben einen festen Zeitplan und halten und bestmöglichst daran. „You always keep the time“, betonten sie.